Rosa ist nicht nur für Flamingos oder Instagram-taugliche Sonnenuntergänge reserviert – nein, Rosa gehört auch ins Glas! Am 14. August feiern wir den internationalen Tag des Roséweins, und was gibt es Schöneres, als dem „Sommerwein Nummer Eins“ endlich die Aufmerksamkeit zu geben, die er verdient? Egal ob du Team „Provence-blass“ oder „kräftig Pink“ bist, heute geht es um die große Frage: Warum sieht Rosé eigentlich so aus, wie er aussieht? Spoiler: Es steckt mehr dahinter als du vielleicht vermuten würdest.
Roséwein: Einmal Wein rot-weiß, bitte!
Die Sache mit Roséwein ist komplizierter, als die meisten denken. Denn obwohl er optisch irgendwo zwischen Weißwein und Rotwein steht, ist er weder das eine noch das andere. Für die Herstellung braucht es sogar ganz schön viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung. Einen richtig guten Rosé herzustellen erfordert nämlich einiges an Handwerk.
Übrigens: Falls du bis hierhin dachtest, Rosé wäre einfach eine Mischung aus Rot- und Weißwein – keine Sorge, du bist nicht alleine. Aber lass uns dieses Klischee gleich begraben (es sei denn, wir reden von der Methode in der Champagnerherstellung, aber dazu später mehr). Rosé entsteht fast immer aus roten Trauben und hat seine eigene Herstellungsmethode. Und die ist, sagen wir mal, ziemlich faszinierend. Aber der Reihe nach.
Wie wird Rosé hergestellt?
Nicht jeder Rosé wird gleich hergestellt, aber grob gesagt gibt es vier Wege, wie der Wein in deiner Flasche zu seiner charakteristischen Farbe kommt. Jede Methode beeinflusst nicht nur den Look, sondern auch den Geschmack. Generell wird Rosé aber immer aus Rotweintrauben hergestellt, jedoch wie Weißwein verarbeitet.
1. Die Mazerationsmethode: Der Klassiker
Das ist die am häufigsten verwendete Methode. Bei der Mazeration („Einweichen“) werden rote Trauben in ein Gärgefäß gegeben. Durch den Druck, der dabei entsteht, zerquetschen sich die Beeren langsam selbst und ihr Saft tritt aus. Der Traubensaft kommt dabei mit den Schalen in Kontakt. Diese sind die eigentlichen Farbgeber. Sie enthalten Pigmente, sogenannte Anthocyanine, die ihnen ihre rote Farbe verleihen.
Je nachdem, wie lange der Kontakt dauert – das können bei Roséwein nur wenige Stunden oder bis zu zwei Tage sein –, zieht der Most mehr oder weniger Farbe aus den Schalen. Sobald der Most die gewünschte Intensität hat, wird er von der übriggebliebenen Traubenmasse getrennt. Der gewonnene Most wird dann weiter vergoren.
2. Die Direktpressung: Trauben unter Druck
Bei dieser Herstellungsmethode kommt der Traubensaft erst gar nicht großartig in Berührung mit den Schalen. Die roten Trauben werden direkt gepresst und entsaftet. Dadurch, dass der Saft nur während des Pressens mit den Schalen in Kontakt kommt, geben sie so gut wie keine Pigmente ab und der Saft bekommt nur eine leichte Rosafärbung. Der Nachteil dieser Methode: Dadurch werden auch weniger Aromen abgegeben. Der Most wird nach der Pressung wie normaler Weißwein vergoren.
3. Die Saignée-Methode: Rosé als Nebenprodukt
Saignée bedeutet so viel wie „bluten lassen“ oder „ausbluten“. Das klingt erstmal dramatisch, ist aber ziemlich clever: Bei der Rotweinherstellung wird ein Teil des Mostes frühzeitig (bereits nach circa 12 bis 48 Stunden) abgezapft. Dieser Most hatte dann nur kurzen Kontakt mit den Pigmenten der Traubenschalen und wird separat zu Roséwein weiter vergoren. Im Endeffekt passiert hier zunächst das Gleiche wie bei der Mazeration. Nur, dass hier eigentlich Rotwein hergestellt wird und der Rosé das Nebenprodukt ist.
Was bringt das? Zum einen bekommt der Rosé oft kräftigere Beerenaromen und eine tiefere Farbe. Zum anderen wird der verbleibende Rotwein dadurch konzentrierter, weil das Verhältnis von Saft zu Schalen angepasst wird.
4. Die Assemblage-Methode: Der Mischmasch
Ich weiß, ich hab’s eingangs verneint, aber es gibt tatsächlich eine Methode, bei der Weißwein und Rotwein gemischt werden. Keine Panik, das passiert nicht für deinen Alltagsrosé! Diese Technik ist in der EU für Stillweine verboten. Eine Ausnahme gibt es jedoch: Roséschaumweine werden oft nach dieser Methode hergestellt. Dabei wird ein kleiner Anteil Rotwein, ca. zehn bis 20 Prozent, mit einem Weißwein-Cuvée vermischt, um die gewünschte Farbe zu erzeugen. Warum?
Welche Rebsorten werden zur Herstellung von Rosé verwendet?
Roséwein entsteht aus roten Trauben, wie wir nun wissen. Aber Traube ist nicht gleich Traube! Verschiedene Rebsorten bringen unterschiedliche Farben und Aromen in den Rosé.
- Grenache: Fruchtig, kraftvoll und reich an Aromen von roten Früchten und Gewürzen.
- Syrah: Rustikal und würzig mit Beeren- und Pfeffernoten.
- Pinot Noir: Fruchtig und leicht.
- Cinsault: Bringt Frische und eine blumige Note in den Wein.
Warum sind einige Rosés orange und andere rosa?
Nachdem wir nun geklärt haben, wie der Roséwein seine Farbe bekommt, kommen wir zu einem weiteren spannenden Teil, der mich schon immer beschäftigt hat. Während ich bei Rot- und Weißweinen in der Farbe meist nicht so auf die verschiedenen Nuancen achte, fallen sie mir bei Rosé dafür umso mehr auf. Von orange über lachsfarben bis hin zu rosa ist alles. Von grell leuchtend bis eher dezent auch. Aber woher kommen die Farbunterschiede eigentlich? Sie hängen von folgenden drei Dingen ab:
- Schalenkontakt: Je länger die Traubenschalen bei der Gärung mit dem Most in Kontakt bleiben, desto intensiver wird die Farbe.
- Traubensorte: Dunkle Trauben wie Syrah färben kräftiger, während helle wie Grenache nur sanft tönen.
- Region und Klima: Warme Regionen fördern eine stärkere Pigmentbildung, was oft zu dunkleren Rosés führt. Kalte Regionen bleiben eher leicht und zart.
Lachsfarben, Kupfer- oder Orangetöne (Stichwort „Vin Gris“) kommen besonders gerne bei älteren Rosés vor, die ein wenig gereift sind. Das heißt, die Farbe deines Rosés sagt oft schon einiges über seinen Geschmack aus – blassere Varianten sind häufig leichter und frischer, während tiefere Farben intensivere Aromen ankündigen.
Der Sommer ruft: Zeit für ein Glas Rosé!
Ob du heute ein Glas lachsrosa Provence-Rosé oder einen tiefrosa Vertreter aus Spanien trinkst, spielt keine Rolle. Prost auf den Rosé und seinen internationalen Ehrentag! In diesem Sinne: Santé!
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