Über 6 Millionen Tonnen Lebensmittel wirft jeder Privathaushalt pro Jahr sprichwörtlich in die Tonne. Eindeutig zu viel, das ist klar. Doch wie schwer ist es eigentlich im oft stressigen und hektischen Alltag, möglichst wenige Lebensmittel zu verschwenden? Das habe ich fünf Tage lang getestet. Ein Erfahrungsbericht.
Lebensmittelverschwendung vermeiden: Vom Rest zur Ressource
In einer Zeit, in der unser Bewusstsein für die Endlichkeit der globalen Ressourcen wächst, wird immer deutlicher, wie wichtig es ist, Lebensmittelverschwendung zu bekämpfen. Jeder von uns kann einen Beitrag leisten, indem wir achtsamer einkaufen, klug lagern und kreative Möglichkeiten finden, Reste zu verwerten. An der dazu passenden Aktionswoche
„Zu gut für die Tonne“ vom Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) haben auch wir von Leckerschmecker teilgenommen. Entstanden sind köstliche Rezeptideen und Videos.
Auch ich habe es fünf Tage lang selbst getestet: Mein Ziel war es, möglichst wenige Lebensmittel zu verschwenden, indem ich vieles, was ich zu Hause hatte, sinnvoll verbraucht habe. Was ich dabei gelernt habe, welche Herausforderungen es gab und wie überraschend lecker Zero Waste sein kann – dazu im folgenden Erfahrungsbericht.
Planung ist die halbe Miete
Die Vorbereitung für meine Woche, in der ich viele Lebensmittel verbrauchen und entsprechend wenig verschwenden wollte, startete bereits am Freitag der Vorwoche. Ich entschied mich dazu, eine Arbeitswoche, also Montag bis Freitag zu dokumentieren, da sich dies nach den realistischsten und machbarsten Rahmenbedingungen für mich anfühlte. Dann plante ich grob die folgende Woche durch, überlegte, welche Termine anstanden und was wir kochen wollten.
Wir, das sind mein Mann und ich, außerdem haben wir noch eine kleine Tochter, die mitisst. Wir haben keine konkrete Planung für die einzelnen Wochentage, überlegen aber immer für eine Woche im Voraus, welche Gerichte wir generell essen möchten. Dann schrieb ich darauf basierend eine Einkaufsliste und ging an dem Nachmittag, wie immer am Freitag, einkaufen.
Mit Kleinigkeiten Lebensmittel retten
Außerdem überlegte ich mir am Wochenende schon einmal, mit welchen Kleinigkeiten, die mich im Alltag begleiten, ich Lebensmittel retten könnte. Als Kaffeetrinkerin, bei der ohne den Kaffee am Morgen nicht viel funktioniert, fiel mir direkt der Kaffeesatz ein. Ich bereite meinen Kaffee in einer French Press zu und da bleibt natürlich immer der Trester übrig. Den wollte ich auf jeden Fall verwerten, wusste aber, dass er auch recht schnell schimmeln kann. So plante ich „Kaffeesatz verwerten“ innerlich für den Anfang der Woche ein.

Neben Kaffeesatz bleibt bei uns auch immer Brot übrig. Gerade mit einem Kleinkind, das manchmal doch lieber Joghurt als Brot essen möchte, fallen Brotreste an. Auch hier nahm ich mir vor, das Brot zu sammeln und am Ende der Woche zu verarbeiten.
Ein gemischter Start
Der Montag, erster Tag des Selbstversuchs, startete dann direkt mit einem Fail. Ich musste eine Schale Champignons entsorgen, da sie schimmelig waren. Wir waren nämlich nicht, wie geplant, am Wochenende schon dazu gekommen, die Pilze zu verkochen. So blieb mir nichts anderes übrig, als sie wegzuwerfen. 0:1 für den Müll!
Allerdings konnte ich am Montag auch direkt einen kleinen Erfolg verzeichnen. Wie geplant überlegte ich mir, nachdem ich den morgendlichen Kaffee genossen hatte, was ich mit dem Kaffeesatz anstellen könnte. In einem Artikel meiner Kollegin Nele, in dem sie vier Ideen für Kaffeesatz gesammelt hat, wurde ich fündig.
Dort schlug sie vor, den Kaffeesatz einfach zu trocknen und anstelle von frisch aufgebrühtem Kaffee in einem Kuchen zu verbacken. Gesagt, getan, ich ersetzte in meinem Rezept für einen Latte Macchiato Marmorkuchen den Espresso durch das getrocknete Pulver.
Es geht bergauf
Eine Freundin, die am nächsten Nachmittag zum Kaffee kam und den Kuchen zuvor schon einmal probiert hatte, freute sich sehr über den Kuchen und merkte keinen geschmacklichen Unterschied. Das freute mich sehr und motivierte mich nach dem Pilz-Malheur, weiterzumachen. Dieser Punkt ging an mich, also 1:1.
Am Dienstagabend war ich bei einer anderen Freundin zum Essen eingeladen. Ich sollte eine Kleinigkeit mitbringen und entschied mich für einen Gewürzgurken-Dip. Im Kühlschrank stand nämlich noch ein halbvolles Glas mit Hot-Dog-Gurken, die wir in der vergangenen Woche gegessen hatten. Ich schnippelte die Gewürzgurken klein und rührte mit etwas Crème fraîche, Zwiebel und frischen Kräutern schnell ein leckeres Mitbringsel zusammen. Der Dip kam sehr gut an, ich ging mit einer leeren Schüssel nach Hause.
Köstliche Leckereien aus wenigen Zutaten
Sogar das Gurkenwasser hob ich auf, denn damit hatte ich noch ein kleines Experiment geplant. Ich hatte nämlich neulich ein Rezept für einen schnellen Senf aus Gurkenwasser entdeckt, dass ich ebenfalls testen wollte. Doch nicht an diesem Tag. Dennoch stand es für mich, mit dem Gewürzgurken-Dip 2:1 zu meinen Gunsten und ich freute mich sehr, auch an diesem Tag wieder ein Lebensmittel gerettet zu haben. Und obendrauf noch eine einfache Leckerei mit wenigen Mitteln gezaubert zu haben!
Den Senf aus Gurkenwasser setzte ich dann am Mittwoch an und warte noch auf das Ergebnis. Ein früherer Versuch davon war aber schon einmal sehr vielversprechend. Einen weiteren kleinen Erfolg in Sachen Lebensmittelrettung konnte ich am Mittwochmorgen mit einem Klassiker feiern.

Als ich mir mein Frühstück zubereiten wollte, fiel mein Blick in der Obstschale auf eine fast schon überreife Banane und einen schrumpeligen Apfel. Daraus mixte ich mir, zusammen mit Erdnussbutter, Joghurt und Mandelmilch, einen cremigen Frühstücksmoothie.
Der improvisierte Smoothie schmeckte sehr gut und lieferte mir ordentlich Energie für den Tag. Und auf meiner inneren kleinen Liste zu der Challenge notierte ich mir 3:1 für mich. Drei gerettete Lebensmittel gegen ein verschwendetes mit den entsorgten Pilzen.
Kreative Ideen überzeugen
Am Donnerstag gehe ich mit meiner Tochter immer zum Kinderturnen und natürlich durfte dort ein kleiner Snack nicht fehlen. Vom Abendbrot am Vorabend war noch ziemlich viel Gouda am Stück übriggeblieben, den wir nicht gegessen hatten, der aber langsam wegmusste. Zusammen mit einem Rest Weintrauben, der ebenfalls noch übrig war, zauberte ich ganz klassische Käse-Weintrauben-Spieße, die bei der Kleinen richtig gut ankamen.
Auch eine schon etwas schrumpelige rote Paprika, die ich noch im Kühlschrank hatte, wurde, mit einem niedlichen Ausstecher 🛒 ausgestochen, bis auf den letzten Rest verputzt. Wieder zwei Punkte mehr und ein Erfolg für mich. Insgesamt also 5:1 für mich. Das machte richtig Spaß!

Zum Abschluss meiner Anti-Lebensmittelverschwendungs-Woche überlegte ich mir noch drei kleine Projekte: das gesammelte Brot verarbeiten, aus dem übrigen Gemüse im Kühlschrank und Vorratsschrank eine Gemüsepfanne zaubern und mit den Gemüseabfällen eine Gemüsebrühe kochen.
Zwei Zutaten, drei Gerichte aus Resten
Wieder gesagt, getan. Die Brotreste gab ich in meinen Multizerkleinerer 🛒 und verarbeitete sie mit Sauerkraut zu leckeren Knödeln, die ich am Abend servierte. Die haben meiner Familie super geschmeckt und landen bestimmt bald wieder auf dem Speiseplan.
Es mag eine etwas außergewöhnliche Kombi sein, aber zu den Knödeln servierte ich die Gemüsepfanne aus den Gemüseresten aus dem Kühlschrank. Mit etwas welken Karotten, schon etwas weichen Paprika, Zucchini und ein paar traurigen Stangen Staudensellerie zauberte ich eine schmackhafte Veggie-Pfanne, die gut zu den deftigen Knödeln passte.
Da ich am Freitagabend nach einer langen Arbeitswoche doch keine Energie mehr hatte, die Gemüseabfälle direkt zu verkochen, sammelte ich sie in einem Gefrierbeutel und gab sie erst einmal in den Tiefkühler. Dort warten sie jetzt auf eine Gelegenheit, erweitert und verkocht zu werden. Auch wenn ich die Schalen und Gemüseabfälle erst einmal nur gesammelt und nicht direkt verarbeitet habe, sind sie nicht, wie sonst so oft, direkt in der Tonne gelandet. Also noch ein Erfolg in diesem Selbstversuch – 7:1 für mich.
Den Umgang mit Lebensmitteln hinterfragen
Mein Fazit nach der Woche: Ich habe diese fünf Tage als kleine Challenge an mich selbst gesehen, wie man vielleicht auch an dem, nicht ganz so ernst gemeinten, Counter erkennen kann. Der Selbstversuch hat mir großen Spaß gemacht! Mit ein wenig Planung und einigen Überlegungen im Vorfeld kann man auch im Alltag einiges gegen Lebensmittelverschwendung tun. Und sei es nur im Kleinen. Natürlich erfordert das ein bisschen Mehrarbeit und Planung. Doch ich habe mich noch einmal neu mit Zutaten und Kochen beschäftigt und einiges über meinen Umgang mit Lebensmitteln und Ressourcen gelernt. Und ich werde es wieder tun!
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